Venustransit 08. Juni 2004
Am 08. Juni 2004 fand ein Venustransit statt. Unser Verein war an der 1. Grundschule Blankenfelde, dem Kopernikus-Gymnasium
Blankenfelde und an der Grund- und Gesamtschule Dahlewitz present. Insgesamt nutzten weit über 500 Schüler die
Möglichkeit, dieses Ereignis zu verfolgen.
Hier sind einige Impressionen aus Blankenfelde zu sehen:
Die folgenden Bilder zeigen die Aktivitäten in Dahlewitz:
Ein Venustransit ist das seltenste aller vorhersehbaren astronomischen Ereignisse. Das Phänomen war ungefähr sechs
Stunden lang zu beobachten. Gleich nach Sonnenaufgang um ca. 07:20 Uhr erreichte Venus den linken Rand der Sonne, um sich
dann als kleiner kreisrunder Fleck vor der Sonnenscheibe zu bewegen.
Um ca. 13:05 Uhr verschwand sie schließlich am rechten Sonnenrand. Zuletzt konnte dieses Ereignis 1882 beobachtet
werden. Nach dem Transit vom 8. Juni 2004, wird der nächste in Europa erst am 11. Dezember 2117 zu beobachten sein. In
der ganzen Geschichte der Astronomie wurden bisher nur fünf Venustransits beobachtet: 1639, 1761, 1769, 1874 und 1882.
Wenn auch der Transit von 1639 nur heimlich von zwei erfahrenen englischen Astronomen beobachtet worden war, so wurden die
vier darauf folgenden Transits zur Grundlage für mehr als zehn Expeditionen, die in alle Ecken der Erde führten.
Die vergangenen Venustransits fanden stets außerordentliche Beachtung. Selbst die breite Öffentlichkeit wurde von
einer Leidenschaft ergriffen die in zahlreichen Artikeln in den Zeitungen zu verfolgen waren. Heute scheint das anders,
obwohl dieses Ereignis ähnlich wie eine Sonnenfinsternis ohne großen Aufwand, lediglich mit einer speziellen
Schutzbrille zu beobachten ist. Sonnenfinsternisse sind allerdings Ereignisse, die nicht zu übersehen sind. Das kleine
Scheibchen der Venus vor der Sonne macht jedoch nicht von selbst auf sich aufmerksam. Während man sich zum Beispiel in
Frankreich an allen Schulen darauf vorbereitet, dieses astronomische Ereignis mit zu verfolgen, scheinen in Deutschland nur
Insider davon Kenntnis zu nehmen. Nun ja, P... ist schon wieder lange her und astronomische Bildung hat in deutschen Schulen
halt keinen besonderen Wert.
Das jedoch sollte man wissen, um die Vorgänge um einen Venustransit zu verstehen:
Die Venus befindet sich in ihrem Lauf um die Sonne bald zwischen der Erde und der Sonne, in der "Unteren Konjunktion", bald
auf der entgegen gesetzten Seite der Sonne, in der "Oberen Konjunktion". Wenn die Umlaufbahnebene der Venus mit der
Umlaufbahnebene der Erde um die Sonne identisch wäre, würde bei jeder "Unteren Konjunktion" der Venus ein Transit
erfolgen. Da ihre Umlaufbahn aber in einem Winkel von 3°23' zur Ekliptik (der Umlaufbahnebene der Erde um die Sonne) geneigt
ist, kann ein Venustransit vor der Sonne nur dann stattfinden, wenn sich die drei Himmelskörper sich auf einer Linie
befinden und zudem die Venus den Schnittpunkt ihrer Umlaufbahnebene mit der Umlaufbahnebene der Erde (Knotenlinie) passiert.
Genau wie bei einer Sonnenfinsternis kann durch eine genaue Studie der Transitdaten nachgewiesen werden, dass in
regelmäßigen Abständen ein Transit erfolgt. Die Transits erfolgen paarweise im Abstand von 8 Jahren und in
Intervallen von mehr als einem Jahrhundert. Der nächste Venustransit wird also in 8 Jahren am 6. Juni 2012 stattfinden,
aber von Mitteleuropa aus kaum zu beobachten sein. Dieses Ereignis von Europa aus vollständig zu beobachten, wird also
erst wieder am 11. Dezember 2117 möglich sein.
Ein weiteres seltenes Phänomen, das des "Schwarzen Tropfens" (black drop effect), wurde während der Venustransits
beobachtet. Während der Planet sich beim Transit ins Innere der Sonnenscheibe bewegt, scheint er genau kurz vor dem
ersten Kontakt, das heißt in dem Moment, in dem der Rand der Scheibe den Rand der Sonne berührt, anstatt klar
abgegrenzt und rund zu bleiben, anzuschwellen und länger zu werden. Der Rand des Planeten bleibt zunächst mit dem
Rand der Sonne durch ein brückenartiges Gebilde verbunden. Die Form der Venus gleicht nun der Form einer Birne oder
eines Wassertropfens. Diese Erscheinung ist von sehr kurzer Dauer; sie ist höchstens einige Sekunden lang beobachtbar.
Einen Augenblick später wird die Verbindungsbrücke dunkel und verschwindet dann; ein extrem feines Lichtnetz
erscheint plötzlich zwischen dem Rand der Sonne und dem Rand des Planeten. Diese Öltropfen-Erscheinung tritt
theoretisch nur bei Planeten mit einer Atmosphäre auf. Die Venus neigt deshalb umso mehr dazu, einen "schwarzen Tropfen"
zu bilden. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich hier um eine rein optische Erscheinung handelt.
Folgende Tabelle zeigt den zeitlichen Ablauf des Transits. Die Angaben sind in MESZ für den Standort Berlin.
Eintritt |
kleinster Winkelabstand |
Austritt |
äußerer |
innerer |
innerer |
äußerer |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
7h 19m 43,7s |
7h 39m 21,5s |
10h 22m 03,1s |
13h 03m 28,3s |
13h 22m 47,6s |
Letzte Bearbeitung: 16.06.2004